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Koordination - die Differenzierungsfähigkeit trainieren

Curlingsteine rutschen über das EisZoom-Icon
Die Differenzierungsfähigkeit erlaubt, eine Bewegung mit genau der Kraft und der Feinabstimmung auszuführen, die dafür benötigt wird.

Die Differenzierungsfähigkeit erlaubt es uns, Bewegungen mit der exakt darauf abgestimmten Kraft auszuführen. Sie zielt auf eine hohe Feinabstimmung der einzelnen Phasen der Bewegung, so dass die Gesamtbewegung mit der größtmöglichen Genauigkeit abläuft. Die Differenzierungsfähigkeit beschreibt somit die Feinmotorik der Bewegung. Während ein Kugelstoßer die Eisenkugel mit aller Kraft von sich stößt, wird die Kraft beim Curling exakt so dosiert, dass der Stein beim Rutschen übers Eis die gegnerischen Steine aus dem Weg räumt und dabei dennoch selbst im Zielkreis landet.

Kraft-, Raum- und Zeitwahrnehmung

Doch die Differenzierungsfähigkeit geht über die reine Kraftwahrnehmung hinaus. Damit eine komplexe Bewegung korrekt und damit effizient ausgeführt werden kann, ist eine zuverlässige Raumwahrnehmung Voraussetzung. Informationen darüber liefern der Gleichgewichtssinn sowie der Orientierungssinn. Gerade beim Mannschaftssport und im Zweikampfsport sind zuverlässige Informationen darüber, wie der eigene Körper im Raum zu den Mitspielern beziehungsweise dem Gegner steht, unerlässlich, wenn man eine differenzierte Bewegung einleiten will. Ein langer Pass auf die Flügelposition ist nur dann sinnvoll, wenn ihn dort ein Mitspieler auch erreichen kann. In das Passspiel muss daher nicht nur die gegenwärtige Position des Mitspielers berücksichtigt werden, sondern auch die Wegstrecke, die er zurücklegt, während der Ball in der Luft ist.
Somit kommt zur Raumwahrnehmung noch die Zeitwahrnehmung hinzu, die gerade bei reaktiven Bewegungen eine große Rolle spielt. Beim Tennis liefert sie beispielsweise Informationen darüber, wann der Ball den Schläger erreicht und mit welcher Geschwindigkeit der Arm ausgefahren werden muss, damit er ihn tatsächlich auch trifft. Die Kopplungsfähigkeit schließlich erlaubt, die maximal effektiv ausgeführten Teilbewegungen zu einer komplexen Gesamtbewegung zusammenzuführen.

Übungen zum Training der Differenzierungsfähigkeit

Jede sportliche Disziplin erfordert die koordinative Fähigkeit zur Differenzierung der Bewegung - allerdings mit unterschiedlicher Gewichtung. Ein Weitspringer muss die Länge seiner Schritte beim Anlauf so einteilen, dass der Fuß direkt vom Balken aus abspringt. Ein Turner dosiert die Schwungkraft exakt so, dass er beim Handstand in lotrechter Position das Gleichgewicht erlangt und nicht hinten überkippt.
Daneben erfordern sämtliche Sportarten, bei denen mit einem Ball, einem Pfeil, einer Waffe oder einem anderen Sportgerät gearbeitet wird, ein hohes Maß an Differenzierungsfähigkeit. Ein Basketballspieler braucht sehr viel Ballgefühl, weil er in der Lage sein muss, den Ball aus verschiedenen Entfernungen, Richtungen und aus unterschiedlichen Körperhaltungen und Bewegungsrichtungen heraus im Korb zu platzieren.

Basisbewegungen perfektionieren und variieren

Sportartspezifisch trainiert man die Differenzierungsfähigkeit, indem Routinebewegungen so lange wiederholt werden, bis sie sich ins Muskelgedächtnis eingeprägt haben. Der Basketballspieler etwa wirft so lang von der Freiwurflinie aus, bis der Ball zuverlässig im Korb landet. Sobald der Bewegungsablauf auf eine Nullposition konditioniert ist, werden die Entfernung sowie die Position des Abwurfs variiert, wobei der Sportler die Kraft und den Wurfwinkel den neuen Gegebenheiten anpasst. Liefern auch die neuen Positionen eine befriedigende Trefferquote, werden die Würfe nicht mehr nur aus dem Stand, sondern aus verschiedenen Bewegungen heraus ausgeführt: gesprungen, gesprungen gedreht, im Rückwärtslaufen, im Vorwärtslaufen usw.
Das Ziel ist dabei, mit vielen Wiederholungen und der Variation der Grundbewegungen ein breites Spektrum an Bewegungsmustern anzulegen, auf die der Sportler instinktiv zugreifen kann.

Variieren mit unübliche Aufgaben

Neben der Perfektionierung von Routinebewegungen wird die Differenzierungsfähigkeit geschult, indem sie mit unüblichen Aufgaben konfrontiert wird. Der Basketballer etwa wechselt den Ball und wirft mit einem Fußball oder einem Tennisball. Er kann gleichzeitig in der linken und rechten Hand verschiedene Bällen prellen oder mit unterschiedlich schweren Gegenständen jonglieren. Wer in einer Halle trainiert, versucht, dem Partner einen Ball über zwei Wände zuzuspielen.
Mit einem abwechslungsreichen Training eignet sich der Sportler sukzessive die Fähigkeit an, den Krafteinsatz für die Ausführung einer Bewegung jederzeit flexibel anzupassen, so dass sie zum gewünschten Ergebnis führt.

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